Was ist Logotherapie?

Logotherapie wird häufig mit Logopädie verwechselt. Die Logopädie ist die Sprachheilkunde und korrigiert Stimm- und Sprachstörungen, die Logotherapie und Existenzanalyse aber ist eine sinnzentrierte Form der Psychotherapie, die der Wiener Psychiater und Neurologe Viktor E. Frankl begründet hat.

 

Wer ist Viktor E. Frankl?


Eine Tragödie in einen Triumph verwandeln

Die Logotherapie rückt den Willen zum Sinn in den Fokus, den jeder Mensch in sich trägt. Jeder kennt die Anstrengungen, sich zum Licht durchzukämpfen, die freie Luft der Sinnerfüllung zu genießen – frei von allem, was uns qualvoll hindert und zurückhält. Leben wird eben nicht nur als etwas Gegebenes, sondern als verantwortliche Aufgabe verstanden. Wir allein bestimmen unsere Reaktion auf die Umstände. Wir können entscheiden, ob wir Opfer von Konflikten und fatalistischen Gefühlen bleiben, oder ob wir verletzenden Ereignissen unseren „heilen Personkern“ (Viktor Frankl) entgegensetzen: Was stets von allem Schlimmen unberührt bleibt, ist eine in jedem von uns wohnende Tiefe, die hell ist.

Die gefangene Existenz freisetzen

Oftmals entscheiden wir uns dafür, nicht die volle Verantwortung zu übernehmen oder Denkmustern zu unterliegen, die uns zu Gefangenen unserer Gedanken machen. Das Leben erscheint dann sinnlos und leer. Sinnlosigkeitsgefühle verschlingen aber die Aktivität. Die Logotherapie ist nun der Ansicht, dass Sinn nie verschwindet, sondern lediglich verschüttet ist. Sie kann helfen, Kraft aus der trotz allem bestehenden Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens zu beziehen. (Wieder)gefundener Lebenssinn führt dazu, selbstwirksam zu werden und inneren Frieden zu finden. Das Leben hat dann in seine eigentliche Bedeutung zurückgefunden.

 


„Ob er es will oder nicht, ob er es wahrhat oder nicht – der Mensch glaubt an einen Sinn, solange er atmet. Noch der Selbstmörder glaubt an einen Sinn, wenn auch nicht des Lebens, des Weiterlebens, so doch des Sterbens. Glaubte er wirklich an keinen Sinn, keinerlei Sinn mehr – er könnte eigentlich keinen Finger mehr rühren und schon darum nicht zum Selbstmord schreiten.“ 
– Viktor Frankl, Ärztliche Seelsorge. –


 

Die Zeitschrift GEO vom 27.09.2024 beschreibt die Logotherapie als Psychotherapieschule, „die auf den Sinn im Leben zentriert ist. Sie vertritt die These, dass selbst ein namenloser Schrecken wie jener der Lager in die Seele integriert werden kann, wenn er verstehbar wird, sich zu einer Sinnfigur und erzählbaren Geschichte rundet, statt nur als Trauma über den jeweiligen Menschen hereinzubrechen.“

Der Wille und das Recht, würdig zu sein

Frankls Logotherapie und Existenzanalyse ist eine ganzheitliche Form der Psychotherapie. Jeder Mensch ist wertvoll, weil er ein Mensch ist, und er kann durch eigenes Handeln seinen Wert beeinflussen. Dabei hilft ihm sein freier Wille.

Unserer Struktur ist natürlicherweise das Bedürfnis zugrunde gelegt, anerkannt zu werden und ein notwendiger Teil der Welt zu sein. Diese dem Menschen innewohnende Sehnsucht nach Sinn ist ein starker Motor für ein sinnerfülltes Leben. Sinnerfahrungen berühren und schaffen Zufriedenheit und Glück. Der Verstand allein (die Suche nach Werten) macht noch nicht frei.

Traumata, Hindernisse und krisenhafte Zustände blockieren eine positive Lebensorientierung. Aussprechen, Bezeugung und Anerkennung des Leides sind spürbare Heilungsschritte. Und wenn wir die Aufmerksamkeit vom Denken zum Körper lenken und uns um die zugrunde liegenden Emotionen kümmern, kann sich ein gesunder Ich-Raum aufbauen. Verbunden mit dem Atem schaffen wir Raum für Heilung der emotionalen Verletzungen – ein Prozess, bei dem Ruhe, Klarheit und umfassende Liebe aus dem Innersten aufsteigen: Der Zugang zum heilen Personkern ist eröffnet. Die schmerzhaften Gefühle lösen sich, die Wunden schließen sich und die bewusst gewordenen und integrierten inneren Werte können nun zum Ausdruck gebracht werden – im Tun: mit neuem Schwung, Gelassenheit, Stärke und Vertrauen.

In unserem Beratungsprozess wird eine Entwicklung eingeleitet, welche die problematischen Faktoren negativer Lebensbilanz ausfindig macht und personale Kompetenzen aktiviert und fördert. Damit ist ein großer Entwicklungsschritt geschafft: Gelassenheit stellt sich ein. Die Fähigkeit zu empfinden wird mehr, die Liebesfähigkeit und Berührbarkeit intensiver. Körperreaktionen, Auslöser und Kompensationsmuster werden bewusster wahrgenommen. Entscheidungen treffen wir intuitiver, barmherziger und bewusster.

Ziel der Therapie ist eine Erweiterung und Vertiefung der Persönlichkeit.

Hilfen dazu sind auch methodische Vorgehensweisen zur Steigerung der Sinnwahrnehmung, zum Beispiel:

  • Ressourcenaktivierung
  • Selbstdistanzierung
  • Einstellungsmodulation
  • Dereflexion und Selbsttranszendenz
  • Paradoxe Intention
  • „Liebevolle Zwiesprache“ nach Peggy Paquet (Körpertherapeutisches Heilungsinstrument von emotionalem Stress: Erkenntnisse aus der Traumaforschung bezüglich des Nervensystems finden Eingang in ein ganzheitliches Konzept von heilender Präsenz)
  • Atemtechniken
  • Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen
  • Logotherapeutische Wertimaginationsübungen
  • Biographiearbeit
  • Narrative Interventionen aus anderen psychotherapeutischen Schulen werden ergänzend eingesetzt
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